Kehren-Inferno in 48 Versen oder Heldenepos von 48 Kehren.
Hart säumt der Ortler das Himmelblau,
Wolken umspielen sein kaltes Grau.
Wir rollen früh nach Gomagoi,
nehmen die SS 38 unter die Pneu.
Hinter dem mächtigen Bergmassiv noch
schraubt sich der Weg hoch zum Stilfser Joch.
Schnell ist die via del Passo erreicht,
Passo aperto und Steigung nur leicht,
dem Bachlauf folgend die Passstraße führt.
Kehre um Kehre dem Ehre gebührt:
Vor Trafoi die ersten zwei Kehren,
noch 46 Kehren zu queren.
Die Steigung nimmt zu, die Anstrengung mehr,
es sind auch schon zwei Flaschen leer.
Ein Brünnlein fließt am „Weißen Knott“,
leichtfüßig kurbelt ein junger Gott,
der später abwärts mir entgegen hetzt.
Chapeau! Ich brauche Wasser, jetzt!
Noch 32 Kehren zehren.
Der Stelvio neben Gipfeln im Schnee –
Hier rauf? Verrückte Idee!
Es gibt kein zurück!
Ausgerechnet auf dem steilsten Stück
blockieren motorisierte Gipfelheiden,
die Rechtskehre, mir den Weg abzuschneiden.
Cazzo! Maledetti macchinetti!



Weiter geht es mit schwerem Tritt,
hätt‘ ich im Winter mit mehr HIT –
was soll’s, zu spät, beherzter Klick,
die Franzenshöhe fest im Blick,
mental auf allen Vieren.
Noch 21 Kehren zu absolvieren.
Was hat dich hier hinaufgejagt?
fragt mich das Ego leicht verzagt.
Grandiose Landschaft? Der Mythos gar?
„Cima Coppi“ klingt doch unscheinbar …
Das Bild der achtundvierzig hehren
YEAH! – nur noch 10 Kehren.
Nun ist das Passschild fast in Sicht
bloß flacher wird es leider nicht.
Mit den 5 letzten schweren Kehren
verdienen wir uns die Lorbeeren.
Die Schinderei ist schnell vergessen,
kühn wird der nächste Pass vermessen.
Oimè, Stelvio
Re dei Passi, Regina delle strade alpine,
come tu m’ài mostrato quale era il mio stato.
Tu, che mi parli al cuore, sei un luna park, senz‘ amore!


Der Berg ist immer so schwer, wie er gefahren wird.
Hanka Kupfernagel
(Weisheiten von der TdFF)