Ein befreundeter Oberstudienrat beklagte kürzlich, dass er seine Schüler laut offiziellem Benotungssystem bereits mit zwei Punkten belohnen müsse, wenn sie willens und in der Lage seien, ihre Arbeiten korrekt zu nummerieren und zu signieren. Ein Regelwerk für Rechtschreibung lerne keiner seiner Schüler mehr. Kulturpessimismus hin oder her: Wozu sich noch um Regeln scheren, wenn ohnehin erlaubt ist, was gefällt?
MS Alaaf, sagte die mit Laub getarnte Asphaltzunge und zog sich diskret zurück. Der linke Fuß kippt ins Leere, das Sprungbein schnellt nach vorn und reißt den Körperschwerpunkt nach rechts. Der nächste Tritt findet keinen Halt mehr, das Bein sackt weg und der rechte Oberarm prallt in Spurtgeschwindigkeit auf den Asphalt.
Man nehme eine Kirche mit ausreichend hoher Vierungskuppel, einen der bestbezahlten zeitgenössischen Künstler, ein Quantum Naturwissenschaft und fertig ist die Sensation: Gerhard Richter schenkt der Stadt Münster ein Kunstwerk. Wissenschaftliches Experiment beweist die Erdrotation. Die Inquisition entlässt ihre Kinder. Erkenntnis in geschlossenen Systemen – Gerhard Richter in Münster weiterlesen →
Debugging life: Einmal den Programmablauf am Breakpoint anhalten und ein paar Variablen korrigieren … Wird der überraschend heimgekehrte Ehemann den nur notdürftig unter einem Tischtuch versteckten Liebhaber seiner Frau entdecken? Ein paar Sequenzen bis zur entscheidenden Szene zurückspulen und noch einmal inszenieren …
John Berger, Und unserer Gesichter, mein Herz, vergänglich wie Fotos, Carl Hanser Verlag, München/Wien 1986.
„Vielleicht ist der Flieder die Blume, die auf die üppigste Weise weiblich ist“, schreibt John Berger (1926 – 2017) in „Und unsere Gesichter, mein Herz, vergänglich wie Fotos“. Und: „Der Fliederduft, hast du einmal gesagt, ist vom Geruch der Kühe im Stall nicht so weit entfernt. Beide sind Gerüche des Friedens und des Zauderns.“ Der Trost von Flieder und von Kalziumphosphat weiterlesen →
Da steht er in des Fährmanns Kahn,
nackt wie er ist in seinem Wahn,
den trüben Blick nach vorn gerichtet,
dem Heldenmythos streng verpflichtet.
Poussiert mit seiner Männlichkeit,
wo ist sie hin, die HERRlichkeit? Götterdämmerung weiterlesen →
Wenn altes und neues Gradierwerk in Bad Rothenfelde alle zwei Jahre zur zentralen Projektionsfläche von mehr als 50 Beamern werden, ist mit der Projektions-Biennale wieder große Kunst im kleinen Kurort zu sehen. Das muss man sich als Kommune erst einmal leisten können. Denn leider ist die Finanzierung des engagierten Projektes ungesichert. Unter Umständen war die im Februar 2018 zu Ende gegangene Biennale das letzte Projektions-Großereignis auf internationalem Niveau in Bad Rothenfelde. lichtsicht 6 weiterlesen →
In seiner großformatigen Panoramaprojektion »More Sweetly Play the Dance« zeigt der südafrikanische Künstler William Kentridge eine Prozession schattenhafter Figuren, begleitet von den Klängen einer Brass-Band.
William Kentridge in Bad Rothen… – wo??? William Kentridge (und 19 andere Künstlerinnen und Künstler) in Bad Rothenfelde zur Projektions-Biennale „lichtsicht“. Der Kurort am Rande des Teutoburger Waldes mit der vermutlich höchsten Klinikdichte in ganz Niedersachsen, der Kurort mit dem merkwürdigen Charme einer Gründerzeitarchitektur in Verbindung mit der bleichen Sterilität der therapeutischen Inneneinrichtung aus den 1970er Jahren, ist mit der „lichtsicht 6“ wieder zum Aufführungsort im Wortsinne großer Kunst geworden. lichtsicht 6 – Erweiterte Projektionen weiterlesen →