Artemisia Gentileschi, Judith und Holofernes, 1614-1620

Schnitt – Dare un Taglio netto

Angeklagt: Agostino Buonamico, der väterliche Freund. Couragiert: Artemisia Gentileschi, die kyritzgleich ein paar Kübel Jauche auf die Leinwand schleudert und mit blutrünstiger Gewalt Rache übt am Mann, dem potenziellen Vergewaltiger. Komparativ: dem nicht belangten Vergewaltiger. Superlativ: im Prozess 1612 vom Angeklagten der Prostitution beschuldigt. Nebensache: heute vor 427 Jahren geboren.

Mit ihrer Linken drückt Judith den Kopf Holofernes’ fest auf die Bettstatt, ihre Rechte trennt fest entschlossen den Kopf vom Rumpf. Das Schwert gleitet schnell und fast mühelos durch Hals und Knochen. So schnell, dass Holofernes’ geöffnete Lippen nur ein leichtes Erstaunen preisgeben, bevor er sein Leben aushaucht.

Bluttröpfchen schießen parabelförmig aus der Hauptschlagader in Judiths Dekolleté . Angewidert weicht sie zurück, die Ärmel ihrer eleganten Robe tatkräftig hochgekrempelt, den Armschmuck weit nach oben geschoben. Die gemäß neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen platzierten Blutgeschosse treffen zielsicher ihre Haut.

Ein Blutbad: Blutfarbe fließt, versickert in den Laken, sammelt sich in der Matratzennaht. Der Mantel, der Holofernes’ Rumpf bedeckt, schimmert samtig in Ochsenblutrot. Ein Schnitt, ein Schnitt nur, du Schwein … Berechnende, kaltblütige Enthauptung. Geköpft sollst du sein auf ewig. Und keine Erlösung sei dir im Tod auf dem Silbertablett, sondern immerwährende Rache. So.