Winzergenossenschaft Mayschoss Altenahr

Corona-Alarm – Abteckerische Zäpfleinlüller

Alarm, Alarm: die zweite Welle rollt. Kontaktalarm.  Neuinfektionszahlenalarm.  Schuldfragenalarm. Nordmanntannenalarm.

Ihr meine Schlampampische gute Schlucker, kurtzweilige Stall und Tafelbrüder: ihr Schlaftrunckene wolbesoffene Kautzen und Schnautzhän, ihr Landkündige und Landschlindige Wein Verderber unnd Banckbuben: Ihr Schnargarkische Angsterträher, Kutterufstorcken, Birpausen, und meine Zeckvollzepfige Domini Winholdi von Holwin: Ertzvilfraß lappscheisige Scheißhaußfüller unnd Abteckerische Zäpfleinlüller!

Johann Fischart, Geschichtsklitterung, 1575

Die Neuinfektionszahlen in Deutschland steigen auf neue Höchstwerte (zuletzt mehr als 14.000 binnen 24 Stunden). Merkel fordert Kontaktbeschränkungen als “Gebot der Stunde”, Altmeier warnt vor einem zweiten Lockdown und der Master of Public Health Karl Lauterbach spricht von Kontamination und Tod, sofern nicht strenge Kontaktbeschränkungen eingehalten werden. Das Schreckgespenst eines zweiten Lockdown geht um.

Und wer ist schuld daran? Das RKI natürlich. Bibel und antike Mythologie sind voll mit Beispielen, in denen die Überbringer schlechter Nachrichten stellvertretend für deren Ursache getötet werden. Das kann ich verstehen. Mit jedem Wechsel meines Internet-Providers bin ich gegenüber den Callcenter-Mitarbeitern des jeweiligen Unternehmens noch immer in Rage geraten. Insofern sind die Brandsätze auf die Fassade des Robert-Koch-Institutes wohl als Warnschüsse an die “landschlindige Wein Verderber” und “schnargarkische Angsterträher” zu verstehen.

Wortlust statt Mordlust: Johann Fischart (1546/47-1590) weiß, wie das geht. Seine Prosaerzählung “Geschichtsklitterung” ist eine wahre Fundgrube experimenteller Spotttiraden nicht nur gegen die “abteckerischen Zäpfleinlüller”, die noch das Grimmsche Wörterbuch als Erklärung zur Eigenschaft “Apothekerisch” anführt. Jene also, die am liebsten selbst den Zapfhahn einlullen.

Darum hat sich in Deutschland der Begriff “Apotheke” durchgesetzt, in Griechenland hingegen “Pharmakia” für den Ort, in dem Drogen und Gewürze verkauft werden. Apotheke bezeichnete ganz allgemein einen Vorratsraum, besonders aber das Weinlager. Eine Bedeutung, die eben im mittelalterlichen Klosterleben fortgeführt wurde, wo die Heilkräuter in der Abteka aufbewahrt wurden.

In Griechenland hingegen, wo man sich ja schon viel früher Gedanken um ganzheitliche rationale Zusammenhänge machte, hat sich vielleicht deshalb die Pharmazie als Wissenschaft durchgesetzt und insofern die Pharmakeia als Aufbewahrungsort für alle Rausch- und Zaubermittel.

Etymologie verpflichtet, Ihr abteckerischen Zäpfleinlüller und schlampampischen guten Schlucker: ran an die Theke, (bestenfalls) prämierte Weine trinken und sich nebenbei an den lappscheißigen Exkrementen barocker Silbenstecherei und Wortseilakrobatik ergötzen.

A propos Götzen: Nordmanntannen werden teurer dieses Jahr, Corona treibt die Preise.